Unsere vergessenen Weihnachtsbräuche

Es ist kaum bekannt, dass unser traditionelles Weihnachtsfest erst 1535 als Alternative zu dem katholischen Nikolaustag als Feiertag entstand. Martin Luther wollte die bis dahin gebräuchliche Geschenksitte abschaffen, da er sie als Heiligenverehrung verabscheute! Seit dem der 25. Dezember im Jahre 336 von der römischen Kirche als Feiertag anerkannt wurde, sind viele für diese Zeit gängige Sitten in Vergessenheit geraten.

„Frau tragen“

Das „Frau tragen“ war in vielen Gemeinden Deutschlands lange Brauch. Eine Marienplastik oder ein Marienbild wurde an den letzten neun Abenden vor Christnacht von einer zur anderen Familie getragen. Dort bekam das Marienbild oder die Marienplastik auf dem vorbereiteten Hausaltar einen Platz, damit die Familie und die Nachbarn zur Andacht kommen konnten. Es sollte die Gemeinschaft stärken und zum Ausdruck bringen, dass Maria den Weg nach Betlehem nicht alleine zurücklegen muss. Am Heiligen Abend kehrte die Mariendarstellung wieder in die Kirche zurück.

„Kindlein wiegen“

Im Gegensatz zu dem „Frau tragen“ ist der Brauch des „Kindlein wiegen“ heutzutage komplett ausgestorben. Er gehörte zu einer der wichtigsten Bräuche im Mittelalter, bei dem in der Kirche eine Wiege mit einer Christkind-Figur aufgestellt wurde. An Weihnachten gesellten sich Kinder und Erwachsene um die Krippe und sangen Wiegen- und Weihnachtslieder. Aus Freude über die Geburt des Christkindes tanzen die Kinder auch gerne um die Wiege herum.

Brauch der Weihnachtsgurke

Befremdlich erscheint dagegen der Brauch der Weihnachtsgurke, der wahrscheinlich aus dem Norden Deutschlands kam, da er im Süden komplett unbekannt ist. Bei diesem uralten Brauch versteckten die Feiernden in einem Baum eine Gurke. Das Kind, das diese als erstes gefunden hatte, bekam ein ganz besonderes Geschenk.

Es wird auch oft vergessen, dass es früher üblich war vor Weihnachten zu fasten. Ab dem 25. November bis zum Weihnachtsabend gab es nur eine bestimmte Auswahl an Speisen und Getränke. Die Gläubigen sollten sich damit auf die geweihte Nacht, der sogenannten Weih-Nacht vorbereiten. In unserer heutigen Zeit verzehren wir mehr Süßigkeiten in dieser Zeit, was wir auch der Industrie zu verdanken haben.

Mit Peitschen gegen das Böse

Das „Prechtel laufen“ wird heutzutage nur noch in wenigen Gemeinden des Alpenraums praktiziert. Bei diesem Brauch werden mit lauten Peitschenhieben die bösen Geister vertrieben, die besonders in den dunklen Winternächten die Menschen heimsuchen. Damit sich die Geister nicht in den Häusern verstecken können und Unheil hereinlassen, werden in den Gemeinden die Türen der Häuser verschlossen. Ebenso gehört es zu diesem Brauch, während des Umzugs die Häuser mit Weihrauch zu säubern. In ländlichen Gebieten werden besonders die Ställe gereinigt, da das Vieh die Darstellung großen Besitztum vermittelt.

Verloren gegangen sind aber auch viele Traditionen, die nicht direkt mit der christlichen Weihnacht zu tun haben. Oft haben sie etwas mit Geld und Wohlstand zu tun. Dazu gehört ein sehr originelles Brauchtum. Dabei wird sich am Weihnachtsmorgen mit eiskaltem Wasser gewaschen, in dem einige Münzen liegen. Damit soll garantiert werden, dass immer genug Geld im Haushalt vorhanden ist. Er ist nah verwandt mit dem alten Brauchtum, das alle Schulden bis Ende des Jahres getilgt sein müssen, damit man nicht noch mehr Schulden im neuen Jahr anhäuft! Wenn es um das Glück mit den Finanzen geht, wird in vielen ländlichen Gebieten in Deutschland auch heute noch geraten, keine Milch und Brot an unfreundliche Nachbarn zu verleihen, da es eine Pechsträhne über ein Jahr lang verursachen könnte!

Aber alte Bräuche drehen sich auch um das Essen, da immer die Angst bestand, dass es einmal nicht genug davon gibt. Im Mittelalter legte man eine Kette um den Feiertagstisch, um das ganze Jahr üppige Mahlzeiten zu garantieren. In vielen Teilen von Deutschland war es auch üblich, mit den Tieren das Weihnachtsessen zu verbringen und sie auch mit den gleichen Speisen zu füttern, die die Menschen zu sich nahmen. Dadurch wurden sie vor dem Zorn der bösen Geister beschützt. Teilweise wurden sie auch am Heilig Abend an der Weihnachtstafel in der guten Stube gefüttert. Selbst wilde Tiere wurden am Heilig Abend gefüttert, allerdings vor der Tür im Freien, damit sie einen das ganze Jahr über nicht mehr belästigen.

Die Christ Rogge säen!

Viele Bräuche wurden nur bis zum 20. Jahrhundert gepflegt. Viele Bauern waren im letzten Jahrhundert von der segenspendenden Kraft der Christnacht überzeugt und haben am Heiligabend ein Stück Saatgut eingepflanzt. Weil meistenteils Rogge dafür benutzt wurde, heißt dieser Brauch in vielen Teilen des Landes die „Christ Rogge“ säen. Dieses sollte den Hof segnen und Fruchtbarkeit sowie doppelte Ernteerträge einbringen.
Der seltsamste Brauch stammt aus Island. Dort bringt nicht nur eine Person die Geschenke, sondern direkt 13. Die Weihnachtszwerge aus den Bergen, die Gnomen sehr ähneln, tauchen aber nicht alle gleichzeitig auf. Jeweils ein Weihnachtszwerg kommt ab dem 12. Dezember in die Häuser der Isländer. Bis sie dann schließlich alle 13 wieder am Heilig Abend vereint sind. Dann wird das traditionelle Jolaar gegessen, das Weihnachtsschaf. Danach verabschiedet sich jeden Tag wieder ein Zwerg, in der Reihenfolge in der sie gekommen sind. Am Tag der Heiligen Drei Könige ist das Haus dann wieder ganz leer.

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