Wie wird ein Mann ein Mann: Jungenerziehung im Wandel

Noch immer neigen Eltern dazu, ihren Sohn darauf vorzubereiten, „ein echter Mann“ zu werden, doch wissen Sie oftmals selbst nicht, was das überhaupt genau bedeuten soll. Haben die modernen Zeiten auch einen Erziehungswandel mit sich gebracht?

In einer traditionellen Erziehung haben die Eltern meist aufgeteilte Rollen. Die Mutter ist für die Pflege und emotionale Wärme zuständig, während der Vater die Autoritätsrolle hat, die Regeln aufstellt und Disziplin einführt. Diese Rollen sind aber heutzutage eher ausbalanciert, beide Eltern sind sowohl im gesellschaftlichen als auch im beruflichen Leben aktiv und müssen sich bei der Kindererziehung gleichermaßen engagieren. Die traditionelle Rolle des Vaters wird überflüssig und Männer sehen sich vor ganz neuen Herausforderungen stehen; sie müssen auch zu dieser Quelle emotionaler Wärme und Pflege werden, mehr, als sie es noch zuvor waren.

Emotionalle Intelligenz ist genauso wichtig

Wenn es um die Erziehung geht, so brauchen Jungs genauso viel Wärme und Zärtlichkeit wie die Mädchen. Das wird häufig übersehen und vergessen, weil wir in ihnen schon kleine Männer sehen und uns fürchten, sie nicht zu verhätscheln. Andererseits müssen Sie so gelenkt werden, dass sie ihre Unzufriedenheit auf konstruktive Weise kanalisieren. Wir dürfen ihre Aggressivität nicht tolerieren oder ihr rüpelhaftes Verhalten.

Einer der häufigsten Fehler ist der Satz „Hör auf zu weinen, du bist doch kein Mädchen!“ Auf diese Weise verbieten wir ihm, seine Gefühle zu zeigen. Mädchen bekommen von klein auf beigebracht, ihre Puppen zu versorgen, sich um den Bruder oder die Schwester zu kümmern, um später in der Lage zu sein, sich um den Ehemann und die Kinder sorgen zu können. Mit Jungs aber machen wir das komplette Gegenteil. Wir bringen ihnen bei, stark zu sein, wir nehmen an, dass wir sie auf diese Weise vor Gefahren werden beschützen können oder sie auf Situationen vorbereiten, in denen sie keine Schwäche zeigen dürfen. Eigentlich aber verhindern wir damit, dass sie etwas entwickeln, was ihnen von großem Nutzen sein wird – und das ist die emotionale Intelligenz. Jungs sollte man nicht nur beibringen, dass sie ihre Familie beschützen sollen, sondern dass die Familie auch von Innen gepflegt wird – durch Kommunikation, Nähe und den Austausch von Emotionen.

Viele Beziehungsprobleme sind die Folgen unserer Erziehung

Wenn es um die Strategien bei der Problemlösung geht, so senden wir an die Jungs oft eine Nachricht, dass sie sich einfach und schnell zurecht finden müssen, und den Mädchen bringen wir bei, die gegebene Situation auf die bestmögliche Weise zu lösen, nach Möglichkeit so, dass die Lösung allen gefällt. Darin liegt der Grund, wieso Frauen häufiger dazu neigen, alles mögliche zu analysieren, ehe sie sich an die Lösung eines Problems machen. Die Männer machen zuerst und geben sich erst hinterher mit den Folgen ab. In einer Partnerschaft kann das zu Problemen führen, weil die Frau einfach über etwas reden möchte, was sie belastet, während der Mann zuerst einen Lösungsvorschlag für das Problem anbietet und keinen Sinn darin sieht, die Angelegenheit erst weit und breit auszudiskutieren. Der Grund für diese Art von Problemen, mit der sehr viele Paare zu kämpfen haben, liegt also tatsächlich in der Erziehung selbst. Werdende Mütter sollten das unbedingt wissen, vor allem diejenigen, die sich darüber beschweren, dass die Männer nicht genug im Haushalt helfen, oder dass sie emotional unzugänglich sind. Trotz dieser Tatsache neigen viele Mütter dazu, ihren Sohn so zu erziehen, dass er sich verhält wie ihr Ehemann sichv erhält. Sie begreifen nicht, dass die Macht in deren Händen liegt, dass sie sie zu besseren Menschen heranziehen können.

Traditionelle Rollenverteilung oftmals veraltet

Sowohl Männer als auch Frauen stehen heute vor einer großen Herausforderung, weil es den Anschein hat, dass die Rollenverteilung ziemlich unklar geworden ist. So können wir auf Männer treffen, die zwar sensibel und einfühlsam sind, dafür aber keine Glühbirne austauschen können, aber immer noch von der Frau erwarten, eine gute Ehefrau und vor allem Mutter zu sein. Andererseits sind Frauen finanziell und in jeder anderen Hinsicht unabhängig geworden, sie suchen aber immer noch den Beschützer in einem Mann, der sich um sie sorgen wird. Deswegen ist es nicht überraschend, dass auch die modernsten Mütter in die traditionelle Schiene abdriften und ihren Sohn darauf vorbereiten, eben zu diesem „echten Mann“ zu werden – aber nicht mehr wirklich wissen, was das eigentlich wirklich bedeuten soll.

Vaterrolle hat große Bedeutung

Es ist eine bekannte Tatsache, dass Kinder aus dem Verhalten ihrer Eltern lernen, sie eher nachmachen, als auf deren Ratschläge zu hören. Deswegen ist auch die Vaterrolle sehr wichtig, um den Jungen so zu erziehen, dass er die Frauenwelt respektiert und wertschätzt. Der moderne Vater ist sowohl für Mädchen als auch für Jungs von großer Bedeutung. Er stellt das Modell zur Entwicklung einer balancierten Persönlichkeit dar, der seinen Kindern die Entschiedenheit und die Integrität weitergibt, diese aber mit der emotionalen Zulänglichkeit kombiniert bzw. den Charakteristiken, die traditionell als weibliche aufgefasst werden.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Empfohlen

Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Aktuell