Binationale Ehen – Wenn sich Unterschiede anziehen

Jeder ist neugierig auf alles, was ein wenig „anders“ ist, und möchte es gerne kennenlernen, aber wie wirkt sich eine ‚Ehe ohne Grenzen‘ auf den Alltag aus. Ist das überhaupt möglich?

Die Zahl der Ehen zwischen einem Deutschen und einem Ausländer nimmt durch die Globalisierung und Migration stark zu. Dem Statistischen Bundesamt zufolge stammt bei 2,3 Millionen Ehepaaren mindestens ein Partner aus einem anderen Kulturkreis. Dabei sind Frauen am häufigsten mit Türken verheiratet. Am zweit häufigsten mit Italienern, gefolgt von Österreichern. Männer heiraten am häufigsten Türkinnen, Polinnen und Russinnen.

Sprachliche Unterschiede führen oft zu Missverständnissen

Für Außenstehende sind binationale Paare oft kurios, nicht selten kommunizieren solche Paare in einer Sprache, die keiner von beiden in die Wiege gelegt bekommen hat. Mit den Kindern wird oft in mehreren Sprachen zur gleichen Zeit gesprochen, ein sprachlicher Wirrwarr, der für einsprachige Paare oft unvorstellbar ist. Fehlende Sprachkenntnisse oder Übersetzungsfehler können oft zu Missverständnissen und Reibereien führen.

So ist es nicht verwunderlich, dass über die sprachlichen Ausrutscher auch oft gelacht wird.

Denn auch wenn man bereits schon lange zusammenlebt, schafft man es immer noch, in die überall aufgestellten Fettnäpfchen der Sprache reinzutreten. Mein französischer Freund Jerome, erzählte mir einst, wie seine ausländische Frau vor Weihnachten vom Einkaufen nach Hause kam, und ihm erzählte, dass sie eine Pute gekauft hatte. Er war sichtlich überrascht, denn das Wort „pute“ bedeutet im Französischen „Prostituierte“. Das sind eher die lustigen Beispiele über, die beide Partner im Nachhinein auch lachen können. Manchmal ist es aber schon eine echte Hürde sich mit seinem Partner über banale Alltagsfragen zu unterhalten, vor allem wenn beide müde sind, kann es leicht zu Reibungen uns kommen.

Ehepartner oft aus unterschiedlichen Kulturkreisen

Aber nicht nur die Sprache kann zu Problemen in einer binationalen Ehe führen, viel bedeutender sind die unterschiedlichen Werte und kulturellen Normen, die uns in die Wiege gelegt wurden. In Beziehungen, deren Partner aus demselben Kulturkreis kommen, wird selbstverständlich von einem gleichen Wertesystem und einer gleichen Sichtweise ausgegangen. Bei binationalen Paaren prallen oft jedoch Welten aufeinander, vor allem zwischen zwei Partnern, die aus sehr unterschiedliche Kulturen stammen. So sind zum Beispiel Frauen in Deutschland weitestgehend gleichberechtigt gegenüber Männern, während in der islamischen Welt Frauen auch heute noch nur sehr eingeschränkte Rechte besitzen. Aber auch schon innerhalb Europas gibt es Unterschiede, so ist es in Frankreich ganz normal, dass Frauen auch mit kleinen Kindern einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. In Deutschland dagegen ist ein großer Anteil der Frauen in Teilzeit sowie in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen und deutsche arbeitende Mütter werden oft als Rabenmütter bezeichnet, wenn sie die Kinder nicht permanent selbst betreuen.

Kindererziehung – aber nach welchen Regeln?

Das Thema Kindererziehung kann leicht zum Kampf der Kulturen führen. Wer bestimmt zum Beispiel die Religion der Kinder? Welche Werte werden dem Kind vermittelt und welcher Religionsgemeinschaft soll das Kind zugehören? In welcher Sprache wird mit den Kindern gesprochen? Hier ist es wichtig, dass das Kind die jeweilige Sprache einem Elternteil zuordnen kann. Eine französische Mutter wird also französisch mit ihrem Kind sprechen und der deutschsprachige Vater nur Deutsch. Schwierig wird dies nur, wenn ein Elternteil die Sprache des anderen nicht versteht, denn so kann sich eine Art Geheimsprache zwischen dem Kind und dem einen Elternpaar entwickeln, wodurch der andere Elternteil oft ausgeschlossen wird.
Vorteile für Kinder die zwischen zwei Kulturen aufwachsen ist die Mehrsprachigkeit und die Offenheit gegenüber Neuem und Anderem. Von klein an sieht und lernt das Kind, dass das Leben zu Hause so ist, dass jedoch die Verwandten in einem anderen Land und anders leben. Vielfalt ist für sie selbstverständlich und sie ziehen sich aus den verschiedenen Sprachen, Religionen und Traditionen das Beste heraus, dabei lernen sie sich anzupassen und flexible auf veränderte Situationen zu reagieren.

Studie belegt, dass binationale Ehen öfter scheitern

Aktuelle Studien belegen, dass interkulturelle Ehen deutlich öfters scheitern. Nadja Milewski und Hill Kulu haben in ihrer Studie ‚ “Mixed Marriages in Germany: A High Risk of Divorce for Immigrant-Native Couples” herausgefunden, dass das Scheidungsrisiko bei Ehen zwischen Personen aus unterschiedlichen Herkunftsländern um 64 Prozent höher ist, als bei Ehen zwischen Personen gleicher Herkunft. Die Wissenschaftler stellen die Faustformel auf, dass die Scheidungswahrscheinlichkeit um so größer ist, je unterschiedlicher die kulturellen und sozialen Hintergründe der Ehepartner.

Macht es denn überhaupt Sinn, mit jemanden aus einem anderen Kulturkreis eine Beziehung oder sogar Ehe einzugehen? Denn Liebe allein kann allzu große Unterschiede nicht kompensieren und solche Beziehungen sind nicht einfach. Wenn jedoch beide Partner rücksichtsvoll, tolerant und respektvoll miteinander umgehen und auftretende Missverständnisse möglichst schnell und mit Humor gelöst werden, dann kann es klappen. Andere Kulturen und Lebensweisen kennenzulernen bietet uns die Möglichkeit viel über andere und dadurch auch über sich selbst zu erfahren und vielleicht entdeckt man dabei mehr Gemeinsamkeiten, als man vorher vermutet hat.

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